Was den Pastor bewegt

Gott straft – jetzt oder in der Ewigkeit?

UmkehrWas haben das Reformationsfest und der Buß- und Bettag gemeinsam? Da gibt es diese zwei Feiertage im Herbst mit Nebel und kaltem Wind; zwei Feiertage,  die scheinbar ihre Bedeutung verloren haben und die man ohne Widerspruch der Pflegeversicherung opfern konnte.

Betrachtet man die beiden Feiertage genauer, zeigt sich ein Thema, das beide verbindet. Beide Tage haben etwas zu tun mit der Frage, ob und wie Gott Sünden in diesem Leben straft. Die „zeitlichen Folgen der Sünde“ bilden den gemeinsamen Nenner.

Gott bestraft Sünder. Die letzte und fürchterlichste Strafe für Sünden wird in der Hölle verhängt. Jeder, der Gottes Gebote übertreten hat, wird im jüngsten Gericht verdammt. Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das  ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! (Mt 25, 41) Nur die, denen Jesus ihre Sünden vergeben hat, hören den Freispruch: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! (Mt 25, 34)

Doch bereits in dieser Zeit straft Gott Sünden. Das deutsche Volk z.B. wurde gestraft für die abgöttische Verehrung eines Führers, indem Gott die Suppe auslöffeln ließ, die man sich eingebrockt hatte. Krieg und Zerstörung schlugen mit ungeheurer Wucht zurück. Oder, um ein anderes Beispiel anzudeuten: wer sich an fremdem Eigentum bereichert, wird seinen Wohlstand in aller Regel nicht genießen können, selbst wenn der Betrug niemals aufgedeckt wird.

Da Jesus jedoch für meine Sünden gestorben ist, da er alles bereits bezahlt hat am Kreuz, muss doch auch die zeitliche Strafe für meine Sünden weggenommen sein!  Muss ich mich noch fürchten, dass Gott mich mit Krankheit, Unfall oder anderen Schicksalsschlägen straft?

Die römische Kirche hatte auf diese Frage im Mittelalter eine schnelle Antwort: Sicherlich wird Gott dich in diesem Leben strafen! Die Kirche selbst legte den Sündern Bußen auf in Form von Fasten, Pilgerreisen oder Pflicht-Gebeten. Und weil die Zeit in diesem Leben oft nicht ausreichte, um all diese Strafen abzubüßen, ersann man ein Fegefeuer nach dem Tod, in dem angeblich weiter die zeitlichen Strafen für die Sünde auf den Sünder niederprasselten. Erst wer sein Maß erfüllt hatte wurde in den Himmel aufgenommen – so die Lehre der römisch-katholischen Kirche. Für eine Kirche, die mit so ausgefeilte Machtinstrumente über die ängstlichen Seelen herrschte, war es nur noch ein kleiner Schritt bis zum Ablasshandel. Wer gerade keine Zeit für eine Pilgerreise hatte, konnte diese Strafe auch „verdinglichen“ – will heißen: mit Geld ablösen. Erst stellte der Verkauf von Ablass nur eine Ausnahme dar, wurde aber bald als geniale Geldquelle für prunksüchtige Päpste entdeckt und überall und jederzeit für jedermann angeboten.

Am 31. Oktober 1517 schlug Dr. Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg und löste einen Sturm an Veränderungen aus. Diese Veränderungen – die Reformation –  stellten die Kirche zurück auf ihr wahres Fundament: Jesus Christus und sein Wort, wie wir es in der Bibel finden. Sie erlaubten auch einen neuen, geistlichen Blick auf die zeitlichen Strafen der Sünde.

Was ist nun das biblische Zeugnis von den zeitlichen Strafen der Sünde? Jesus hat mir meine Last abgenommen, die Strafe für meine Sünden bereits verbüßt und mir vergeben. Durch den Glauben steht die Himmelstür offen. Doch wird Gott mich auch in diesem Leben mit Strafen verschonen?

Nicht in jedem Fall. Zum einen leben auch Gottes Kinder mit in einer Welt, die verfällt und zerbricht. Auch Gottes Kinder werden von Katastrophen bedroht und leiden unter Krankheit, Altern und Sterben. Auch für Jünger Jesu gilt noch der Fluch, den Adam hörte: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. (1. Mose 3, 19)

Dazu kommt, dass Gott auch seinen Kindern gezielt Strafen und Gericht schickt. Doch diese Schläge haben für Erlöste eine neue Bedeutung: Es sind die Rufe des guten Hirten, der warnt und mahnt auf dem Weg des Glaubens zu bleiben und nicht abzuirren in die Wüste der Versuchungen dieser Welt. Der Apostel Paulus erklärt uns, wie Gott straft: Wenn wir aber von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, damit wir nicht samt der Welt verdammt werden. (1Kor 11, 32)

Damit ist die Brücke geschlagen zum Buß- und Bettag. Wenn ein Hagel die Ernte vernichtete oder ein Stadtbrand Tausende obdachlos machte, wenn Seuchen das Leben in eine Hölle verwandelten oder Kriege ein Volk in Leid und Not stürzten, sah man darin die erziehende Hand des himmlischen Vaters, der mahnte und rief: „Kehrt um von eurem selbstsicheren Weg! Erkennt, wie weit ihr abgewichen seid von Gottes Geboten. Kehrt wieder um! Tut Buße und bittet Gott um Vergebung. Erneuert euer Leben in der Nachfolge eures Heilandes.“

In den verschiedenen deutschen Ländern und Regionen gab es eine Vielzahl regionaler Buß- und Bettage an Jahrestagen solcher Strafgerichte. Man ließ die Arbeit ruhen und ging in die Kirchen und betete: „Herr, wende ab die wohlverdienten Strafen für unsere Verfehlungen. Herr, wir kehren wieder um zu dir, vergib uns. Wir wollen dir wieder neu dienen. Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden. (Ps 90, 15)“ Später bemühte man sich um Einheitlichkeit und legte die verschiedensten regionalen Buß- und Bettage zusammen auf einen Tag – den Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag.

Dieser Tag regt an, innezuhalten und den eigenen Kurs unter Gottes Augen zu korrigieren. Lebe ich in der Nachfolge meines Heilandes und wo beginne ich, mich von ihm abzuwenden? Wir bitten um Gottes Geist, der uns Kraft gibt, nach seinem Willen zu leben. Wo wir bereit sind, in Buße und Gebet unser Leben neu auf Gott auszurichten, braucht er uns nicht zu züchtigen und zu erziehen. Am Buß- und Bettag erinnern wir uns vergangener Zurechtweisung und beugen zukünftigen Strafgerichten vor. Der Buß- und Bettag zeigt eine evangelische Art, mit den zeitlichen Strafen für die Sünde umzugehen.

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