Von Frau zu Frau

Alle Not kommt vom Vergleichen!

Naja, ganz so extrem würde ich es nicht sagen, aber Fakt ist, dass der Vergleich mit anderen uns unglücklich macht und in manche Not stürzt.

Mir ist das erst neulich passiert: Wie jedes Jahr bekamen unsere Kinder ein Nikolaus-Paket von meiner Schwägerin geschickt. Beim obligatorischen Danke-Anruf hat sie erzählt, dass sie 18 (in Worten: ACHTZEHN) Sorten Plätzchen innerhalb von 3 Tagen gebacken hat. Und das als Mutter von drei Jungs, einer davon erst wenige Monate alt, engagiert in Kirchenvorstand und Chor, Leiterin des Kindergottesdienst-Teams, berufstätig in der Firma ihres Mannes und mit einer großen, jedoch immer tiptop aussehenden Wohnung.

Da stand ich nun – Vollzeitmama und Hausfrau mit einer oft unaufgeräumten (gut, sagen wir kreativ chaotischen) Wohnung, nur zwei Kindern, aber auch nur 6 Sorten Plätzchen. Ich war nahe am Minderwertigkeitsgefühl und fühlte mich gedrungen noch mindestens zwei bis vier weitere Sorten zu backen um nicht ganz als untätige Hausfrau dazustehen.

Kurz danach haben wir im Frauenkreis Psalm 73 gelesen.
Dort schaut Asaph auf die Nicht-Glaubenden und stellt fest, dass es ihnen so viel besser geht als ihm. Auch er kommt in große Not durch dieses Vergleichen und betet: „Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen; mein Tritt wäre beinahe geglitten. Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen, als ich sah, dass es den Gottlosen so gut ging.“ Auch er hat große Not, weil er sich mit anderen vergleicht. Doch Asaph bleibt dabei nicht stehen: „So sann ich nach, ob ich’s begreifen könnte, aber es war mir zu schwer, bis ich ging in das Heiligtum Gottes .“

Asaph sucht in seiner Not die Gegenwart Gottes. Im Heiligtum verändert sich seine Blickrichtung – er schaut weg von sich und den anderen, sein Blick richtet sich auf Gott. Dadurch bekommt er eine neue Perspektive, er kann die Situation nun mit Gottes Augen sehen, sich und die anderen. Er muss bekennen: „Als es mir wehe tat im Herzen und mich stach in meinen Nieren,  da war ich ein Narr und wusste nichts, ich war wie ein Tier vor dir.“ Und weiter: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.  … Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.“

Asaph merkt, dass das Vergleichen mit anderen, der ganze Neid pure Dummheit ist. Es kommt nicht darauf an was er besitzt oder ob er alle Tage gut leben kann. Entscheidend ist, dass er sich von Gott gehalten weiß und im Vertrauen auf seinen himmlischen Vater lebt.

– Und was hat das nun mit mir und den Plätzchen meiner Schwägerin zu tun?

Auch ich kann in der Gegenwart Gottes einen neuen Blick bekommen. Aus Gottes Perspektive gilt nämlich: „So spricht der HERR, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!  … Du bist in meinen Augen wert geachtet und herrlich und ich habe dich lieb!“ (nach Jesaja 43)

Ich bin wertvoll – unabhängig von Aussehen, Schulabschluss, Besitz, Wissen oder Können.
Ich bin geliebt – bedingungslos.
Ich darf sein wie ich bin – mit oder ohne Plätzchen.
Ich brauche mich nicht mit anderen zu vergleichen.
Das einzige, was zählt ist, was Gott über mich denkt. – „Weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe, gebe ich Menschen an deiner Statt und Völker für dein Leben.“ – Das ist einmalig! Wie sehr er mich liebt, wie sehr er mich wertschätzt, daran erinnert gerade die Advents- und Weihnachtszeit:  er hat für mich nicht irgend wen gegeben, sondern seinen geliebten Sohn. Jesus hat den Himmel verlassen und ist Mensch geworden, als kleines, schutzloses, hilfsbedürftiges Kind in diese Welt gekommen. Er hat als Mensch gelebt, war mit denselben Schwierigkeiten und Versuchungen konfrontiert wie jeder andere Mensch, deshalb kann er mich verstehen. Schließlich ist er dann als Unschuldiger getötet worden – und hat damit für meine Schuld bezahlt. Sein vollkommenes Leben wird mir angerechnet. Um Jesu willen bin ich vollkommen – in Gottes Augen. Das ist das Entscheidende in der Advents- und Weihnachtszeit, und nicht wie viele Plätzchen gebacken werden oder ob alle Fenster geputzt sind.

 

Bei uns gab es schließlich doch noch zwei weitere Sorten Plätzchen und anderes Gebäck, aber nicht, um mit meiner Schwägerin gleichzuziehen, sondern weil ich Freude am Backen und Zeit dazu hatte.

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